Parkinson: Therapie

Parkinson: Ein vollständiger Überblick über Therapiemöglichkeiten

Parkinson ist sehr gut behandelbar. Dabei wird auf eine medikamentöse Behandlung in Kombination mit unterschiedlichen Begleittherapien gesetzt.

Jedes Krankheitsbild ist individuell.

Entsprechend vielseitig sind die Therapieformen, welche es Betroffenen ermöglichen, sich ihre geistigen wie kognitiven Fähigkeiten zu erhalten und ein weitgehend normales Leben zu führen.

Obwohl Parkinson aktuell nicht heilbar ist, müssen kaum Einschränkungen hinsichtlich der Lebenserwartung, verglichen mit der Allgemeinbevölkerung gemacht werden.

Dr. med. Thomas Vaterrodt

Ist Parkinson heilbar?

Die Medizin ist bei der Behandlung von Parkinson in den letzten Jahren deutlich vorangeschritten. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist die Erkrankung nicht heil- aber behandelbar. Parkinson schreitet langsam voran und nimmt einen individuellen Verlauf. Dadurch lassen sich nur schwer allgemeine Aussagen treffen.

Für jüngere Parkinsonpatienten ist die Diagnose anfänglich vielleicht ein Schock. Doch wird frühzeitig mit einer entsprechenden Behandlung begonnen, kommt es meist zu keinen schwerwiegenden Einschränkungen. Die Betroffenen können ihren Beruf weiter ausüben und über viele Jahre, oft sogar Jahrzehnte ein vollkommen normales Leben führen.

Bei allen Patienten gehen medikamentöse Behandlungen Hand in Hand mit verschiedenen Maßnahmen von Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie. Dadurch lässt sich das Voranschreiten der Erkrankung aufhalten und es kommt im Krankheitsverlauf nur selten zu Komplikationen.

Obwohl Parkinson aktuell nicht heilbar ist, müssen kaum Einschränkungen hinsichtlich der Lebenserwartung, verglichen mit der Allgemeinbevölkerung gemacht werden.

Welche Behandlungsmethoden gibt es bei Parkinson?

Ein einheitlicher Krankheitsverlauf ist bei Parkinson nicht erkennbar.

Wie bei einer Vielzahl weiterer Erkrankungen ist es notwendig, die Therapie individuell auf den jeweiligen Patienten auszurichten.

Bei der Planung der Behandlung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • Alter des Patienten
  • vorliegende Symptome
  • vorliegendes Stadium der Erkrankung
  • persönliche Verhältnisse (privates Umfeld, Beruf)
  • eventuell vorhandene Begleiterkrankungen

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung mit Medikamenten ist der zentrale Baustein der Parkinsontherapie. Dadurch ist es möglich, eine deutliche Linderung der Symptome zu bewirken und einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten zu leisten.

Mit der Einnahme von Medikamenten sollte frühzeitig begonnen werden. Untersuchungen in jüngster Zeit legen die Vermutung nahe, dass eine frühzeitig beginnende medikamentöse Therapie einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf nimmt.

Durch die Einnahme von Medikamenten soll der Mangel an Dopamin ausgeglichen werden. Dopamin zählt zu den wichtigen Botenstoffen im Gehirn. Der Stoff sorgt dafür, dass die Signalübertragung zwischen den Gehirnzellen funktioniert und steuert damit die Bewegungsabläufe im Körper.

Bekommst Du Parkinson, wird nicht mehr ausreichend Dopamin gebildet. Damit ist die Nachrichtenübertragung im Gehirn gestört. Dem Gehirn fällt es zunehmend schwerer, die Steuerung der Muskelbewegungen zu übernehmen. Daher ist die Einnahme von Medikamenten wichtig.

Es können verschiedene Medikamente verordnet werden. Der Arzt wird individuell entscheiden. Viele jüngere Patienten erhalten dabei nur ein Medikament.

Dabei kann auf folgende Mittel zurückgegriffen werden:

  • Levodopa (L-Dopa) = Gehirn wandelt den Stoff in Dopamin um
  • Dopaminagonisten = Wirkung von Dopamin wird im Gehirn nachgeahmt
  • COMT Hemmer, MAO-B-Hemmer = Abbau von Dopamin im Gehirn wird blockiert
  • NMDA-Antagonisten (Anticholinergika) = positive Wirkung auf das Gleichgewicht der Botenstoffe

Levodopa

Levodopa ist ein bewährtes Medikament gegen Parkinson. Bei jüngeren Patienten wird es seltener eingesetzt und sollte in dieser Patientengruppe anfänglich auch nicht über 400mg/Tag dosiert werden. Levodopa gilt als Vorstufe von Dopamin und ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Im Handel ist das Medikament ausschließlich als Kombinationspräparat mit Decarboxylasehemmern (Carbidopa oder Benserazid) erhältlich.

Dopaminagonisten

Jüngere Patienten werden häufiger mit Dopaminagonisten behandelt. Die Medikamente ahmen die Wirkung von Dopamin im Gehirn nach. Dadurch wird das Defizit am Botenstoff ausgeglichen und es kommt zu keinen Einschränkungen in der Lebensqualität.

Die Rezeptoren im Gehirn können diese Agonisten nicht von echtem Dopamin unterscheiden. Der Stoff muss nicht erst umgewandelt werden. Die Wirkungszeit ist deutlich länger als von Dopamin, wodurch ein gleichmäßigeres 24 Stundenprofil erzielt werden kann.

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Parkinson-Pflaster

Eine moderne Therapiemethode, die besonders für junge Parkinsonpatienten von Interesse ist, sind Parkinson-Pflaster. Du musst dabei keine Medikamente schlucken, sondern lediglich ein Pflaster auf die Haut kleben. Dadurch wird die kontinuierliche Freisetzung von Dopamin-Agonisten bewirkt. Der Wirkstoff kann über die Haut aufgenommen werden. Damit werden die Rezeptoren im Gehirn dauerhaft stimuliert und die Funktion von Dopamin nachgeahmt.

Die Pflaster wirken 24 Stunden. Mittlerweile gibt es auch Sprühpflaster, die einen Film auf der Haut hinterlassen. Der Kontakt mit Wasser und Seife löst den Hautfilm auf. Daher sind Parkinson-Pflaster nach dem Baden oder Duschen anzuwenden.

Arzt hält Tablettenkapsel in die Kamera

MAO-B und COMT Hemmer

MAO-B Hemmer können alleine oder in Kombination mit Levodopa verabreicht werden. COMT Hemmer benötigen immer zusätzlich Levodopa, da sie nicht über eine Eigenwirkung verfügen. Durch eine Blockierung von Enzymen erreichen diese Medikamentengruppen, dass der Abbau von Dopamin langsamer verläuft. Damit kann der Botenstoff länger im Körper verbleiben.

Glutamatantagonisten

Diese Medikamente hemmen die Wirkung von Glutamat. Am häufigsten kommt Amantadin zur Verordnung. Ein neuerer Wirkstoff, Safinamid, verfügt über einen dualen Wirkansatz aus MAO-B Hemmung und glutamatantagonistischer Wirkung. Bei älteren Parkinsonpatienten kommt es häufiger zu einem Überschuss am Glutamat im Gehirn. Dadurch können Überbewegungen auftreten.

Anticholinergika

Acetylcholin ist ein Botenstoff, der bei Parkinsonpatienten vermehrt im Gehirn nachgewiesen werden kann. Anticholinergika dämpfen die Wirkung von Acetylcholin und können damit einhergehende Beschwerden wie Zittern und Muskelsteifigkeit lindern. Anticholinergika waren die ersten wirksamen Medikamente.

Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie

Verschiedene Begleittherapien können bei der Parkinsontherapie greifen, um den Betroffenen ihre Selbstständigkeit zu erhalten und ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen.

Parkinson und Physiotherapie

Die Physiotherapie ist eine Maßnahme, die auch jüngeren Menschen empfohlen werden kann. Die Beweglichkeit der Muskulatur zu erhalten und zu stärken, ist wichtig, wenn Du ansonsten weniger Sport treibst. Gleichzeitig lösen sich Verkrampfungen und Verspannungen.

Bei älteren Patienten wird gezielt auf Bewegungsabläufe eingegangen, die dem Betroffenen schwerfallen und Schmerzen bereiten. Durch die Wiederholung spezieller Übungsabläufe lässt sich meist eine deutliche Verbesserung der Bewegungsfähigkeit erzielen. Gangblockaden und weitere spezielle Symptome, welche die Beweglichkeit einschränken und eine erhöhte Sturzneigung provozieren, lassen sich durch eine physiotherapeutische Behandlung ebenfalls lindern.

Die Physiotherapie kann Dir dabei helfen, bestimmte Muskelgruppen gezielt zu kräftigen. Dadurch fallen Bewegungen leichter und können fließender erfolgen. Darüber hinaus solltest Du nicht versäumen, Dich auch im Alltag ausreichend zu bewegen. Radfahren, Schwimmen oder Yogaübungen sind gute Möglichkeiten, dich fit zu halten und Deine Beweglichkeit zu optimieren.

Für Parkinsonpatienten wurde mit der BIG-Therapie ein spezielles Programm entwickelt. Eine Parkinsonerkrankung kann dazu führen, dass sich Bewegungen verlangsamen und Schritte verkleinern. Mithilfe von einfachen, aber regelmäßigen Übungen wird daran gearbeitet, den Bewegungsradius schrittweise wieder zu erweitern. Das gezielte Training kann Bewegungseinschränkungen verlangsamen und ältere Patienten zu mehr Lebensqualität und Selbstständigkeit zurückfinden lassen.

Parkinson und Logopädie

Bei einer Parkinsonerkrankung können auch Muskelgruppen beeinträchtigt werden, die das Schlucken, Sprechen und Atmen unterstützen. Etwa die Hälfte der Parkinsonpatienten im fortgeschrittenen Stadium ist davon betroffen. Die Stimme kann an Kraft verlieren und monoton erscheinen. Auch ein Zittern in der Stimme oder Sprechblockaden sind möglich.

Häufig können Sprechstörungen auch bereits durch die Einnahme von Medikamenten gelindert werden. Logopädische Maßnahmen können in späteren Krankheitsstadien ergänzend eingesetzt werden. Durch eine gezielte logopädische Therapie kann auch bei Kau- und Schluckstörungen eine Verbesserung der Beschwerden erreicht werden.

Dabei kann es sinnvoll erscheinen, auch die Angehörigen des Patienten in das Übungsprogramm einzuweisen. Dann kann regelmäßig im häuslichen Umfeld an einer Verbesserung der Beschwerden gearbeitet werden.

Parkinson und Ergotherapie

Ergotherapeutische Maßnahmen können ebenfalls dazu beitragen, Einschränkungen im Alltag zu vermeiden bzw. zu verbessern. Dies bleibt nicht auf den körperlichen Bereich beschränkt. Eine Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit ist ebenfalls möglich.

Gezielte Maßnahmen können beispielsweise darauf ausgerichtet sein, die berufliche Leistungsfähigkeit zu erhalten.

Feinmotorische Tätigkeiten werden ebenso geschult, wie verschiedene Übungen die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis schulen. Hierbei bedient man sich jüngst häufig speziellen PC-Anwendungen.

Sozialmedizinische und psychologische Beratung

Wer die Diagnose Parkinson erhält, wird zunächst verunsichert, schockiert oder hilflos erscheinen. Angst und Unsicherheit können die Gesundheit belasten. Eine psychologische Beratung, hilft Dir zu verstehen, dass die Krankheit Dein Leben nicht maßgeblich verändern oder beeinflussen wird. Du wirst weiterhin wie gewohnt leben und arbeiten können. Sollten sich Symptome zeigen, bieten die beschriebenen Therapiemöglichkeiten Dir den nötigen Rückhalt, um positiv in die Zukunft zu blicken.

Einen hohen Stellenwert in der Parkinsontherapie nehmen Selbsthilfegruppen ein. Dort kannst Du Dich mit jüngeren Parkinsonerkrankten austauschen.

Junge Menschen trifft die Diagnose meist hart. Wer mitten im Leben steht, körperlichen Aktivitäten nachgeht und Zukunftspläne schmiedet, muss erst lernen, die Diagnose zu akzeptieren und mit der neuen Situation umzugehen. Dies ist vollkommen normal und fällt mit der Zeit leichter. Auf Gleichgesinnte zu treffen, ist dabei ein wichtiger Impuls.

Operative Behandlung

Sollten medikamentöse Therapien nicht den gewünschten Erfolg zeigen, kann über operative Maßnahmen nachgedacht werden.

Da jede Erkrankung individuell verläuft, kann es nach längerer Medikamenteneinnahme auch zu Nebenwirkungen kommen.

Operationen können aber auch begleitend zur Einnahme von Medikamenten vorgenommen werden. Zu einer Durchführung wird aber meist erst geraten, wenn keine der beschriebenen Therapien in erwartetem Umfang greift.

Parkinson Newsletter

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Tiefe Hirnstimulation

Bei der tiefen Hirnstimulation werden mit Hilfe elektronischer Reize Nervenzellen stimuliert .

Es wird eine Art Hirnschrittmacher eingesetzt. Dadurch können die betroffenen Hirnbereiche dauerhaft stimuliert werden. Die Elektroden werden in den betroffenen Gehirnregionen verpflanzt und mit dem unter dem Schlüsselbein implantierten „Schrittmacher“ gekoppelt.

Wurde das Steuergerät aktiviert, schickt es gezielt elektrische Impulse ins Gehirn. Dadurch lassen sich Zittern und andere Krankheitssymptome minimieren. Der Eingriff erfolgt ohne das Hirngewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Operation lässt sich theoretisch betrachtet auch wieder rückgängig machen.

Die Möglichkeit einer Operation soll die Aufzählung möglicher Therapien ergänzen und Dir gleichzeitig aufzeigen, welche Optionen bereits aktuell gegeben sind, um Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung zu helfen.

Pumpen-Therapien

Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium kann es vorkommen, dass sich mit der Einnahme von Tabletten oder Kapseln nicht mehr die erhoffte Wirkung erzielen lässt. Es kann ein „Wearing Off“ eintreten. Das Medikament wirkt nicht mehr, bis zur Verabreichung der nächsten Dosis.

Um die Wirkungsschwankungen auszugleichen, können sogenannte Pumpen-Therapien eingesetzt werden.

Levodopa-Pumpen

Der Wirkstoff  Dopamin wird über eine Sonde in den Dünndarm abgegeben, damit kann die kontinuierliche Wirkstoffzufuhr erreicht werden. Diese Verfahren wird zuvor in der Klinik auf Wirksamkeit ausprobiert.

Apomorphin-Pumpe

Eine  Dauerinfusion ist auch bei der Verabreichung des Dopamin-Agonisten Apomorphin möglich. Hier wird das Medikament über einen PEN (ähnlich der Insulinspritze) oder eine subcutan Nadel (über die Bauchdecke) abgegeben. Diese Therapieform kann schon sehr früh Verbesserungen erzielen und ist ohne Aufwand rückgängig zu machen. Die Erprobung erfolgt ebenfalls in der Klinik, der PEN oft auch ambulant.

3er-Gruppe im Stuhlkreis

Was sind die Ziele der Parkinsontherapie?

Die Parkinsonerkrankung nimmt einen langsamen, aber fortschreitenden Verlauf. Eine Therapie sollte möglichst früh ansetzen. Das Ziel der beschriebenen Behandlungsmethoden besteht darin, die Selbstständigkeit des Erkrankten in allen Lebensbereichen zu erhalten. Dabei greifen Maßnahmen, die auch die Familien der Betroffenen einbinden und sich auf das berufliche Umfeld beziehen.

In psychologischer und sozialmedizinischer Hinsicht geht es darum, über die Krankheit aufzuklären und zu verhindern, dass die Diagnosestellung aufgrund von Unwissen und Unerfahrenheit besonders bei jungen Menschen zu Resignation und Depression führt.

Bei älteren Patienten liegt der Fokus auf der Wiederherstellung der Lebensqualität durch Verbesserung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten.

Die Symptome werden gelindert, mögliche Begleiterkrankungen vermieden.

Damit lässt sich die Pflegebedürftigkeit verhindern und Betroffene können auch im Alter ein weitgehend normales Leben führen.

Parkinson ist eine Erkrankung, die nach dem aktuellen Stand der Forschung nicht als heilbar, aber als sehr gut behandelbar gilt. Die Parkinsontherapie geht viele Wege und folgt damit der Tatsache, dass jedes Krankheitsbild individuell verläuft.

Eine frühe Diagnosestellung ermöglicht das Aufstellen eines langfristigen Therapie-Planes. Junge Menschen, die an Parkinson erkranken, können ein weitgehend normales Leben führen. Individuell auf jeden Einzelnen abgestimmte Therapiekonzepte geben Rückhalt und Sicherheit.

Der behandelnde Neurologe ist ein wichtiger Ansprechpartner in Therapie-Fragen.

Fazit

Text überarbeitet und freigegeben/geprüft durch:

Dr. med. Thomas Vaterrodt
Chefarzt Neurologische Klinik

SHG-Kliniken Sonnenberg
Sonnenbergstraße, 66119 Saarbrücken

Quellen und Referenzen

  1. www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
  2. www.parkinson-aktuell.de
  3. www.dgn.org
  4. www.kompetenznetz-parkinson.de

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