Parkinson & Sexualität

Einleitung

Können sich Partnerschaft, Intimität und Sexualität durch die Parkinsonerkrankung oder die Medikamente verändern?

Das beschäftigt viele junge Menschen mit Parkinson und vielleicht hast du dir diese Frage auch schon gestellt.

In diesem Artikel gehen wir auf verschiedene Fragen und Aspekte ein und sagen auch, wo du weitere Unterstützung erhalten kannst.

  • Welchen Einfluss hat Parkinson auf die Sexualität?
  • Wie kann ich in meiner Beziehung mit dem Thema Sex & Parkinson umgehen?
  • Kann Parkinson der Auslöser für sexuelle Unlust sein?
  • Oder auch im Gegenteil einen gesteigerten Sexualtrieb auslösen?
  • Wie können sich meine Medikamente auf die Sexualität auswirken?
  • Kann regelmäßiger Sex den Krankheitsverlauf bei Parkinson beeinflussen?
  • Wie können Angehörige mit veränderter Sexualität bei Parkinson umgehen?
  • Und schließlich, was ist hilfreich für gelingende Partnerschaft und Sexualität bei Parkinson?

Die Diagnose Parkinson kann deine Partnerschaft verändern

Für uns junge Menschen mit Parkinson kommt die Diagnose oft plötzlich und stellt vieles im Leben auf den Kopf. Zu Beginn stehen die medizinischen Fragen im Fokus, was bedeutet die Erkrankung, wie sieht der Verlauf aus, welche Medikamente muss ich nehmen und welche Begleittherapien sind sinnvoll?

Dann kommen weitere Themen hinzu, etwa wenn der bisherige Beruf nicht mehr oder nur reduziert ausgeübt werden kann. Dadurch kann sich das bisherige finanzielle Gleichgewicht in deiner Beziehung verschieben, Status und Rollenbilder können sich ändern.

Für Angehörige und besonders für die Ehe-oder Lebenspartner ist vielleicht nicht immer klar, welche Veränderung direkt durch Parkinsonerkrankung oder Medikation bedingt sind.

Unausgesprochen steht vielleicht im Raum: „Du könntest schon, wenn du dich nur anstrengen würdest.“ Das kann zu Konflikten bis hin zu Trennung oder Scheidung führen, erfahrene Neurologen und auch viele Mitpatienten in der Selbsthilfe wissen das. In diesem Beitrag geht es darum, mögliche Probleme zu benennen und Lösungsstrategien aufzuzeigen.

Attraktivität hängt vom Selbst- und Fremdbild ab

Wir möchten unserer Partnerin oder unserem Partner gefallen und auch gerne einmal aus deren Mund hören: „Du bist schön, du gefällst mir, ich mag dies oder das ganz besonders an dir“.

Aber glauben wir es auch, wenn unser Partner uns Komplimente macht oder sich mit einem Strahlen im Blick an uns kuschelt?

Vielleicht kennst du das auch, dass es dir schwerfällt, Komplimente oder Lob anzunehmen, weil dein eigenes Bild von dir nicht so positiv ist.

Und mit negativerem Selbstbild kann es natürlich schwerer fallen, dich auf Intimität und Sexualität einzulassen.

Neben deinem Partner kannst du über diese sensiblen Themen auch mit besten Freundinnen oder Freunden sprechen, und oft ist es leichter, deren „ehrliches Feedback“ anzunehmen.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt ein Sprichwort. Und Betrachter sind sowohl unsere Partner als auch wir selbst. Für eine schöne Intimität und gelingende Sexualität ist daher der eigene Blick auf uns selbst ebenso wichtig wie die Perspektive unserer Partnerin oder unseres Partners.

Zitat

Sexuelle Dysfunktionen

Chronische Erkrankungen, Operationen und dauerhafte Medikamenteneinnahme können sich auf das eigene Körperempfinden, das Wahrnehmen von Lustgefühlen und die Fähigkeit, Geschlechtsverkehr auszuführen, auswirken.

Bekannt sind hier etwa eine mangelnde Erektion beim Mann oder Scheidentrockenheit bei der Frau.

Libido und Orgasmus Fähigkeit können gestört sein, auch Schmerzen können beim Geschlechtsverkehr auftreten.

Beim Parkinson können auch Überbeweglichkeit oder Bewegungssteifigkeit eine befriedigende sexuelle Begegnung erschweren.

Wenn du also mit diesen Problemen konfrontiert bist, dann geht es dir nicht alleine so.

Das mag vielleicht kein besonderer Trost sein, kann aber helfen, nicht auch noch Versagens- oder Schuldgefühle auf dich zu laden.

Und es kann auch die Partner entlasten, die auch „keine Erklärung“ haben, warum sich eurer Sexualleben verändert hat.

Junger Mann sitzt nachdenklich auf der Bettkante

Therapie und Medikamente mit deinem Arzt besprechen

Auf den ersten Blick ist nicht immer erkennbar, wo die Ursachen sexueller Dysfunktionen liegen. Es kann die Grunderkrankung sein, also Morbus Parkinson mit verminderter Dopamin-Ausschüttung, die Medikamente selbst können sexuelle Störungen als Nebenwirkungen mit sich bringen.

In den Beipackzetteln sind sowohl die Art der Nebenwirkungen als auch ihre Häufigkeit beschrieben. Meist sind Nebenwirkungen selten oder gelegentlich, dennoch solltest du bei sexuellen Störungen mit deiner Ärztin oder deinem Arzt sprechen und gemeinsam die Therapie überprüfen.

Manchmal kann es sinnvoll sein, ein Medikament auszutauschen oder die Gesamtmedikation zu reduzieren. Und natürlich können sexuelle Probleme auch psychisch bedingt sein, dann kann für dich und deinen Partner ein Kontakt zu einem Psychologen oder Paartherapeuten hilfreich sein.

Krankheitsbedingte Impulskontrollstörungen

Bei Menschen mit Parkinson können im Verlauf der Erkrankung sogenannte Impulskontrollstörungen auftreten. Das bedeutet, ein grundsätzlich normales Verhalten wird krankhaft übersteigert. Statt einem Lottoschein füllen Betroffene gleich 50 Scheine aus. Oder sammeln und sortieren Gegenstände mit obsessiver Hingabe.

Bekannt sind auch Spielsucht im Casino oder am Automaten oder Einkaufssucht. All das kann eine Partnerschaft auf eine harte Probe stellen und Familien finanziell stark belasten.

Impulskontrollstörungen können auch deine Sexualität verändern, Männer sind hier etwas stärker betroffen, aber auch bei Frauen kann es zu Sexsucht kommen. Das Ergebnis können Pornokonsum und Masturbation, häufiges Aufsuchen von Prostituierten, exzessives Dating, One-Night-Stands und Affären sein. 

Experten-FAQ

„Erkrankte fragen – Spezialisten antworten“

Ein Team aus 30 Experten beantwortet interessante Fragen zum Thema Parkinson.

Schon über 100 Fragen beantwortet!

Experten-FAQ

Paarprobleme und Trennung

Für Ehe-und Lebenspartner können alle Impulskontrollstörungen und besonders natürlich die Sexsucht eine große Belastung bedeuten und es ist wichtig, diese Störungen mithilfe von Arzt und Psychotherapeut anzugehen, bevor langjährige Beziehungen zerbrechen.

Vielen Angehörigen fällt es schwer, mit den Veränderungen im Verhalten und im Wesen von Betroffenen umzugehen, wenn Symptome auftauchen, die das Zusammenleben im Alltag beinträchtigen.

Wenn du also die geschilderten Impulskontrollstörungen kennst und das vielleicht schon zu Spannungen mit deiner Partnerin oder deinem Partner geführt hat, dann ist es höchste Zeit, zu handeln.

Probleme, die sich über Jahre anhäufen, können nicht über Nacht gelöst werden.

Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Zitat

Hilfreiche Strategien

Vielleicht klingt es für dich banal und selbstverständlich, der erste Schritt, besser mit sexuellen Störungen bei Parkinson umzugehen, ist, darüber zu reden. Sprich mit deiner Partnerin oder deinem Partner und auch mit guten Freunden, über das, was dich bewegt. Und sei offen für alles, was die anderen dir zu sagen haben.

Gerade bei den Themen Liebe, Partnerschaft und Sexualität gibt es viele sensible und persönliche Themen, die uns auch peinlich sein können. Die Erfahrung vieler Paartherapeuten zeigt, wie entlastend es für beide Seiten sein kann, all das Diffuse einfach mal auszusprechen.

Achtsam und respektvoll. Heimlichtuerei und das Gefühl, mit Problemen alleine zu sein, verschlimmert die Sache meistens. Denk auch daran, dass Probleme, die sich über Monate und Jahre angehäuft haben, nicht über Nacht gelöst werden können. Der Weg mag etwas länger sein, doch auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.

Ein Paar lacht gemeinsam in die Kamera

Weitergehende Unterstützungsangebote

Wenn die Probleme tiefgreifend oder verhärtet sind und deine Partnerschaft gefährden, dann könnt ihr beide Unterstützungsangebote nutzen.

Sprich auf jeden Fall mit deiner Ärztin oder deinem Arzt und klär ab, ob eine Änderung der Therapie, eine Umstellung der Medikation oder Begleittherapien zu einer Besserung der Symptome beitragen können.

Mach dir immer wieder klar, du bist nicht der erste und schon gar nicht der einzige Mensch mit Parkinson, der mit sexuellen Störungen konfrontiert ist. Vielleicht hat dein Arzt geeignete Ansprechpartner in der Nähe oder Broschüren und Internetadressen, die dir weiterhelfen können.

Parkinson Newsletter

„Der JuPa Newsletter: bleib auf dem Laufenden!“

Dir hat der Artikel gefallen? Wir haben noch mehr davon.

Um keinen zu verpassen, abonniere doch einfach unseren monatlichen Newsletter.

Jetzt Newsletter abonnieren

Austausch in der Selbsthilfegruppe

In Deutschland gibt es eine gut organisierte Selbsthilfe von und für Menschen mit Parkinson. Wenn du diesen Beitrag liest, dann bist du ja gerade auf der Seite der JuPa, der jungen Menschen mit Parkinson.

Der Austausch zwischen Betroffenen ist eine Begegnung auf Augenhöhe, hier kannst du erleben, dass es vielen anderen genau so geht wie dir. Alleine diese Erfahrung kann eine große Entlastung sein.

Und dann könnt ihr natürlich viel voneinander lernen. Wie haben andere es geschafft, eine schwierige Situation zu verändern? Welche Strategien haben sie angewandt, welche Unterstützung genutzt?

Auch deine Partnerin oder dein Partner sind von der Krankheit und den Symptomen betroffen, deshalb kann für sie das Gespräch in einer Angehörigengruppe hilfreich sein, um „endlich ihre Seite des Problems“ schildern zu können.

Paar liegt frustriert Rücken an Rücken im Bett

Im Laufe der Parkinson-Erkrankung können sexuelle Störungen und Probleme in der Partnerschaft auftauchen. Das ist jedoch nicht immer so, jede Patientin und jeder Patient macht hier eigene Erfahrungen. Wenn du Symptome, wie Sexsucht oder sexuelle Dysfunktion kennst, dich wenig attraktiv findest und die intime, körperliche Begegnung mit deinem Partner gestört ist, dann ist es Zeit, zu handeln.

Dafür kannst du dir persönliche Unterstützung und weitergehende Informationen holen. Sprich mit deinem Arzt über eine Anpassung deiner Therapie, um die akuten Symptome zu bessern. Zusätzlich gibt es psychotherapeutische Beratungsangebote für dich allein und auch als Paar. Und natürlich können andere Betroffene in der Selbsthilfegruppe mit ihren Erfahrungen eine wichtige Unterstützung für dich sein.

Fazit

Quellen für diesen Beitrag und weiterführende Links

  1. www.gesundheitsinformation.de
  2. www.patienten-information.de
  3. www.jupa-rlp.de​​​​​​​
  4. www.parkinson-vereinigung.de​​​​​​​
  5. www.parkinson-gesellschaft.de​​​​​​​
  6. www.netdoktor.de

Online-Angebote von Unternehmen

  1. www.parkinson-aktuell.de
  2. www.abbvie-care.de

Weitere interessante Seiten