Veranstaltungsbericht „Kognition und Morbus Parkinson“

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Bericht zum Vortrag am 03.05.2023 von Prof. Dr. med. Matthias Maschke

Der zweite Vortrag dieses Jahres lag in den Händen von Prof. Dr. Matthias Maschke, Chefarzt der Abteilung für Neurologie, Neurophysiologie und neurologische Frührehabilitation im Brüderkrankenhaus Tier. Er referierte am 3. Mai über „Kognition und Morbus Parkinson“.

Von einem US-Neurologen-Kongress zurück, brachte der Neurologe frische Daten aus drei Studien mit. Demnach lässt sich Morbus Parkinson auf drei Arten feststellen:

- Anhand des Vorkommens eines bestimmten Eiweißstoffes in Tränenflüssigkeit
- Mittels Hautbiopsien (z. B. an Nacken, Hüfte, Unterschenkel), in denen aggressives Alpha-Synuclein und phosphorllilerstes Synuclein nachweisbar ist
- Der Nachweis von Micro RNA im Blut

Als medikamentöse Therapie gibt es eine Impfung gegen das krankmachende Eiweiß.

Bei späterer Parkinsonerkrankung mit Wirkungsfluktuation gebe es bereits viele Therapien, wie inhalierbares L-Dopa und Pumpentherapien, so der Neurologe.

Neu sei Foslevodopa, das nicht mehr mit einem Schlauch über den Magen zugeführt werden muss, sondern subkutan gespritzt, für einen stabilen Wirkstoffspiegel sorgt. „Es verbessert die Off- und Onzeit bis zu drei Stunden. Als Nebenwirkungen können Entzündungen an der Infusionsstelle auftreten. Außerdem kann es bei wenig Unterhautgewebe etwas weh tun.“

An einigen Kliniken wie in Kiel und Bochum werde als invasive Methode der fokussierte Ultraschall des Thalamus praktiziert, wobei an eine genau berechneten Stelle Ultraschall mit einer Temperatur von 60 Grad hineingelenkt wird und Hirngewebe zerstört. Die Methode wirke gut gegen Tremor, werde aber nur auf einer Seite gemacht. Sie sei geeignet, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und Bedenken wegen einer Tiefen Hirnstimulation bestehen

Daraufhin kam Maschke auf Begleiterscheinungen bei Parkinson zu sprechen. Dazu gehören Schmerz, Depression, vermehrter Speichelfluss, Fluktuation der Medikamentenwirkung, Schlafstörungen, Tremor, Verstopfung, Inkontinenz, Stürze, Appetitlosigkeit mit einhergehender Gewichtabnahme, sowie kognitive Störungen. Diese äußern sich nach zehn Jahren durch verminderte Gedächtnisleistungen und nach 20 Jahren in Form von Demenz.

Kognitive Defizite betreffen die Exekutivfunktion (Planung, Handeln), Arbeitsgedächtnis, Merkfähigkeit, psychomotorische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit und Visuoräumliche Fähigkeiten (räumliche Orientierung).

„Parkinson-Patienten brauchen für vieles einfach etwas mehr Zeit. Die kognitive Flexibilität ist eingeschränkt, deshalb haben sie Schwierigkeiten, sich an neue Situationen anzupassen, Entscheidungen zu treffen, Problemlösungen und den richtigen Weg zu finden, künftige Ereignisse zu planen“ Zudem sei die Fähigkeit vermindert, impulsive und automatische Antworten zu kontrollieren (Inhibition).

Als medikamentöse Therapie gebe es Acetylcholinesterase-inhibitoren. Als nichtmedikamentöse Therapien: Bewegungstraining, kognitives Training, Ernährung (salz- und zuckerarm), soziale Aktivitäten und Therapie der Komorbiditäten (z. B. Bluthochdruck, Diabetes).

Außerdem sei eine optimale Schlafmenge wichtig. „Schlaf ist der Hausmeister des Gehirns, denn nachts finden Entgiftungsprozesse statt.“ Bei zu wenig oder zu viel Schlaf steige des Risiko für Demenz. Tägliche Nickerchen könnten Zeichen für Alzheimer sein. Allerdings sei Powernapping zwischen 14 und 16 Uhr gut.

Für eine medikamentöse Therapie stehe Rivastigmin zur Verfügung, das die Gedächtnisfähigkeit steigert. „Nebenwirkungen können Durchfall, Erbrechen und Halluzinationen sein“, sagte der Mediziner und nannte weitere Medikamente, unter anderem Donepezil und Antidepressiva.

Auch körperliches Training habe eine positive Wirkung wie Spazieren, Krafttraining, Reha-Sport, Ballspiele, Musik- oder Tanztherapie, BIG-Therapie, Ergotherapie.

„Ursachen für Schlafstörungen sind oft bedingt durch mehrfache Toilettengänge, Krämpfe, lebhafte Träume, Probleme beim Umdrehen, Rückenschmerzen, Beinzuckungen und visuelle Halluzinationen.“

Grundsätzliche solle auf Kaffee, Alkohol und späte Mahlzeiten verzichtet werden. Bei Blasenstörungen empfehlen sich Beckenbodengymnastik, Physio- und Verhaltenstherapie, auf medikamentöser Seite Trospium.

„Kognitive Störungen betreffen fast alle mehr oder weniger, sie können für die Parkinson-Patienten selbst wie für Angehörige sehr störend sein und sich negativ aif die Lebensqualität auswirken“, sagt Matthias Maschlke abschließen und riet zur Therapie, vor allen nicht medikamentös.