Neuropsychologische Begleitsymptome bei Parkinson
Inhaltsverzeichnis dieses Artikels:
- Neuropsychologische Begleitsymptome
- Was genau ist Neuropsychologie?
- Wie kann ich Veränderungen erkennen?
- Checkliste: Neuropsychologische Veränderungen wahrnehmen
- Bei Auffälligkeiten mit dem Arzt sprechen
- Depression und Angst sind oft Frühsymptome des Parkinson
- Demenz verändert den Alltag für Patienten und Angehörige
- Wie kann ich neuropsychologischen Veränderungen vorbeugen?
- Buchtipp zur Neuropsychologie

Neuropsychologische Begleitsymptome
Der Begriff klingt sperrig und die vielfältige Bedeutung erschließt sich nicht auf den ersten Blick.
Hast du dich schon einmal damit beschäftigt, welche Veränderungen mit und durch die Parkinsonerkrankung im Gehirn erfolgen?
Wie dadurch Empfinden und Verhalten beeinflusst werden können und welche Auswirkungen das auf die Betroffenen und ihre Familien hat?

In diesem Artikel sprechen wir mit Prof. Carsten Eggers über die neuropsychologischen Begleitsymptome des Parkinson, ihre vielfältigen Erscheinungsformen und geeignete Therapieangebote.
Prof. Dr. Carsten Eggers ist Chefarzt der Klinik für Neurologie und des Reha-Zentrums prosper am Knappschaftskrankenhaus Bottrop.
Was genau ist Neuropsychologie?
Im Unterschied zur klassischen Psychologie beschäftigt sich die Neuropsychologie mit den Funktionen des Gehirns, dazu gehören:
- Sprachvermögen
- Aufmerksamkeit
- Denkvermögen
- Gedächtnis
- motorische Fähigkeiten
Ebenso Veränderungen der Persönlichkeit oder des Verhaltens sowie Störungen der visuellen Wahrnehmung und des emotionalen Zustandes.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen dabei Funktionsstörungen, die durch Unfälle oder Krankheiten verursacht wurden, wie etwa beim Fortschreiten des Parkinson.
Und natürlich bleibt die Neuropsychologie nicht bei der Diagnostik stehen, sondern erforscht und entwickelt spezielle neuropsychologische Behandlungsmöglichkeiten, um die genannten Störungen und Beeinträchtigungen zu bessern oder zu mildern.
Wie kann ich Veränderungen erkennen?
Nach einem Schlaganfall oder dem Schädel-Hirn-Trauma bei einem Autounfall ist die neuropsychologische Veränderung sofort und meist drastisch erkennbar. Die Betroffenen können nicht oder nur schlecht sprechen, haben Gedächtnislücken, könne sich nur schwer bewegen und wirken stark verändert.
Bei chronischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson ist der Verlauf meist schleichend und dadurch im Alltag viel schwerer wahrnehmbar.
Wie ist das bei dir, bemerkst du im Lauf der Jahre Veränderungen bei dir? Vergisst du häufiger Termine und Abmachungen, fallen dir Namen oder Worte nicht ein? Fühlst du dich niedergeschlagen oder teilnahmslos, hast du häufig Ängste?
Das können Anzeichen für neuropsychologische Veränderungen sein. Manchmal sind es nicht die Betroffenen selbst, die solche Veränderungen bemerken, sondern Partner, Familie und Freunde. Deshalb ist es hilfreich, nicht gleich gekränkt zu sein, wenn jemand sagt, dass du anders als früher wirkst.
Du kannst dann nachfragen, welche Änderungen genau deinem Gegenüber aufgefallen sind und vielleicht auch in welchen Situationen das besonders auffällt. Die kleine Auflistung gegenüber zeigt einige Aspekte, auf die du achten kannst.

Checkliste: Neuropsychologische Veränderungen wahrnehmen
Was hat sich verändert?
- Denkvermögen
- Konzentration und Aufmerksamkeit
- Sprache
- Gefühle und Verhalten
Wie stark sind die Veränderungen?
- Nur leicht
- Spürbar, mit einigen Auswirkungen
- Stark, beeinträchtigen den Alltag
Was steht im Vordergrund?
- Depression oder Apathie
- Angststörungen
- Demenz
Bei Auffälligkeiten mit dem Arzt sprechen
Wenn du oder dein Umfeld auffällige Veränderungen bemerkt, dann sprich auf jeden Fall mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Es gibt sehr gute diagnostische Fragebögen und viele weitere Untersuchungsmöglichkeiten, mit denen man kognitive Veränderungen und deren Schweregrad erkennen kann.
Bei solchen Untersuchungen wird oftmals eine Anamnese erhoben, also die Vorgeschichte der Erkrankungen.
Es gibt standardisierte Testverfahren, mit denen Veränderungen der visuellen Wahrnehmung, Gedächtnisstörungen, Veränderung von Emotionen und Verhalten und anderer Parameter systematisch untersucht werden können.
Es kann auch sein, dass anfängliche Untersuchungen ohne Befund bleiben und spürbare Veränderungen sich erst im Lauf der Jahre bemerkbar machen.

Depression und Angst sind oft Frühsymptome des Parkinson
Depression und Angst können Frühsymptome der Parkinsonerkrankung sein, vielleicht hast du das bei dir selbst bemerkt noch bevor die Diagnose Parkinson gestellt wurde. Hinzu kommt, dass beide Erkrankungen weit verbreitet sind und vielfältige Ursachen haben können.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass in Deutschland 4,1 Millionen Menschen mit Depressionen leben und weitere 4,6 Millionen mit Angststörungen.
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe spricht deshalb von einer Volkskrankheit. Eine frühzeitige Diagnostik ist besonders wichtig, denn wirksame Medikamente und Verhaltenstherapie können die Symptome von Angst und Depression mildern oder stabilisieren.
Heute gibt es auch Digitale Gesundheitsanwendungen, sogenannte DIGAS, und Ärzte können solche Apps auf Rezept verordnen.
Das Ganze ist noch recht neu und es gibt wenig Studiendaten darüber, ob und wie wirksam die DIGAS sein können.
Ein weiteres Angebot, das du kostenfrei nutzen kannst, ist das Webportal iFightDepression mit digitalen Tools für Diagnostik und Selbstmanagement, das meiste auf Deutsch, einiges auf Englisch. Dies sollte stets ärztlich begleitet werden.
Demenz verändert den Alltag für Patienten und Angehörige

Auch die Demenz zählt heute zu den Volkskrankheiten, in Deutschland sind rund 1,8 Millionen Menschen davon betroffen. Noch gravierender ist die Zahl der Neuerkrankungen mit etwa 440.000 Menschen pro Jahr, meist im Alter über 65 Jahre.
Die häufigste Ursache ist die Alzheimererkrankung, aber auch Parkinson kann eine Ursache für Demenz sein. Auch hier ist eine Früherkennung wichtig, denn es gibt Medikamente, die den Verlauf der Demenz verlangsamen können. Wenn du selbst schon einmal in deinem Umfeld Menschen mit Demenz erlebt hast, dann weißt du, dass die Demenz den Alltag tiefgreifend verändert.
Betroffene brauchen deutlich mehr Betreuung und Pflege und das kann die Angehörigen sehr belasten. Neben der direkten Therapie ist es deshalb empfehlenswert, die Demenz-Beratung für Angehörige zu nutzen, die meist von den Gesundheitsämtern angeboten wird.
Bei der Suche nach deinen Ansprechpartnern hilft der „Wegweiser Demenz“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Wie kann ich neuropsychologischen Veränderungen vorbeugen?
Wie wir gesehen haben, sind Depression, Angststörungen und Demenz heute zu Volkskrankheiten geworden. Das hat gravierende Auswirkungen für die Betroffenen, die Angehörigen und auch auf unser gesamtes Gesundheits- und Sozialsystem.
Was kannst du selbst tun, um dein Risiko zu verringern und aktiv zur neuropsychologischen Gesunderhaltung beizutragen? Das fängt wie für alle Menschen mit ausreichend Bewegung und gesunder Ernährung an. Schon dreimal 30 Minuten Bewegung pro Woche helfen dir, die kognitive Reserve zu erhalten.
Geistig rege bleiben ist ebenso wichtig und macht Freude, vielleicht begeisterst du dich für SUDOKU, möchtest eine neue Sprache erlernen, mit deinen Kindern Brettspiele spielen oder in einem Lese Club mitmachen. Es gibt viele Möglichkeiten, such dir aus, was dich anspricht.
Du kannst auch spezielle Programme nutzen, etwa die NeuroVitalis-Reihe mit vielen gedruckten Materialien, die allerdings kostenpflichtig sind. Oder NeuroNation, ein digitales Angebot als Webseite oder App mit vielen Übungen zum Gedächtnistraining.
Hier gibt es einige kostenlose Angebote und einen Bereich, der bezahlt werden muss. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten auf Antrag. Sprich am besten mit deiner Ärztin oder deinem Arzt darüber und tausch dich in der Selbsthilfegruppe aus.

Buchtipp zur Neuropsychologie
Wenn du dich jetzt noch eingehender mit neuropsychologischen Erkrankungen, Diagnostik und Therapie beschäftigen willst, dann bietet der „Ratgeber Neuropsychologie“ einen guten Einstieg.
Er wurde von der Gesellschaft für Neuropsychologie e.V. herausgegeben und gibt Antworten auf die häufigsten Fragen von Patienten und Angehörigen.

Armin Scheurich, Karlheinz Schneider-Janessen
Hrsg. Gesellschaft für Neuropsychologie e.V.
Verlag Hogrefe 2009
ISBN 978-3-8017-2196-1
48 Seiten zum Preis von 9,95 €