Parkinson und Partnerschaft
Der Wunsch nach erfüllter Partnerschaft
Eine chronische Krankheit ist immer ein Risikofaktor für eine Partnerschaft. Partner schwanken zwischen dem Wunsch zu helfen, Verantwortungsgefühl und verständlichem Unmut über Einschränkungen und Verzicht, die sich aus der Krankheit ergeben können.
Wenn du das klar vor Augen hast, kannst du früher die Warnsignale erkennen und gegensteuern.
Eine erfüllte und liebevolle Beziehung, in der man respektvoll miteinander umgeht, sich gegenseitig unterstützt und durch dick und dünn geht, das wünschen sich die meisten Menschen.
Aber nicht immer geht das in Erfüllung. Wie ist das gerade bei dir? Lebst du in einer Partnerschaft, mit Freunden in einer Wohngemeinschaft oder alleine?

Wunsch und Wirklichkeit
Schon lange ist es nicht mehr selbstverständlich, dass zwei Menschen, die „Ja“ zueinander sagen, auch dauerhaft zusammenbleiben.
Jede 3. Ehe wird geschieden und auch nichteheliche Partner und Freunde werden immer öfter zu zeitweiligen Lebensabschnittsgefährten. Es scheint also gar nicht so leicht zu, den Wunsch nach einer lebenslangen, schönen Partnerschaft im Alltag umzusetzen.
Die Gründe sind so vielfältig wie die Menschen, dennoch lassen sich ein paar Muster erkennen. Übersteigerte Erwartungen sind die beste Voraussetzung für tiefe Enttäuschungen, sagen erfahrene Paarberater.
„Du bist für mein Glück verantwortlich und wenn du mich nicht glücklich machst, dann liebst du mich nicht richtig“. Selbst Superman oder Superwoman wären da wohl überfordert.
„Ich will meinem Partner doch nicht dauernd zur Last fallen.
Wenn ich es dann ohne Hilfe versuche und es klappt nicht, bin ich wütend. Am meisten auf mich selbst“.
Zitat
Partnerschaftsprobleme

Vielleicht sagst du jetzt: „Nein, bei uns lief es wirklich ganz gut bis die Parkinson-Erkrankung unser Leben auf den Kopf gestellt hat.“ Und damit hast du recht, eine chronische Krankheit oder Behinderung ist eine der großen Krisen in einem Leben und kann eine schön ausbalancierte Partnerschaft völlig aus dem Gleichgewicht bringen.
Chronisch krank ist man nie alleine, denn die Auswirkungen treffen auch Partner, Kinder, Freunde und Kollegen. In diesem Sinn sind sie auch Betroffene der Krankheit.
Gerade am Anfang dreht sich oftmals alles um die Patientin oder den Patienten. Der gesunde Partner stellt eigene Bedürfnisse zurück, mit der Zeit kann daraus eine chronische Überforderung entstehen. Das Risiko für Depressionen und Angststörungen wächst und der vorher gesunde Partner wird selbst krank.
Und wenn du selbst der kranke Patient bist, dann fühlst du dich vielleicht abhängig von anderen. Du kannst nicht einfach alles machen, was und wie du möchtest, sondern musst um Hilfe bitten.
Auf keinen Fall willst du zur Last werden. So kann die Erkrankung für dich und deinen Partner zu einer Zwickmühle werden, aus der ihr schwer rauskommt.
Parkinson & Partnerschaft
„Wer denkt eigentlich mal an mich? Alles dreht sich um meinen kranken Partner, aber ich habe auch Wünsche und Bedürfnisse. Die Krankheit ist zum Mittelpunkt unseres Lebens geworden.
Manchmal kann ich einfach nicht mehr“
„Nach der Diagnosestellung und am Beginn der Erkrankung ist es ganz normal, dass die Patientin oder der Patient sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und sich das Leben stark um die Krankheit dreht,“ sagen langjährige Therapeuten.
Aber irgendwann ist es wichtig, beide Partner oder das ganze Umfeld fürsorglich zu behandeln. Jeder muss zu seinem Recht kommen, damit die Partnerschaft nicht in eine Schieflage gerät.
Chronisch krank ist man nie alleine
Manchmal ist das leichter gesagt als getan. Dauerhafte Schmerzen können alles überlagern und es wirklich schwer machen, sich an den Dingen des Alltags zu erfreuen oder Dankbarkeit zu zeigen. Gleiches gilt, wenn du nicht richtig schlafen kannst oder dein Partner dich jede Nacht aufweckt.
Oder wenn du kaum etwas essen kannst und dich immer schwächer fühlst. Dann ist es wirklich schwer, der Mensch zu sein, der du gerne sein möchtest.
Im ersten Schritt kann es beide Partner entlasten, anzuerkennen, dass die neue Lebenssituation nicht einfach zu meistern ist. Ein schlichter Satz, wie: „Du hast es gerade schwer, oder?“ kann einen offenen Austausch ermöglichen.
Und ihr könnt beide sagen, was genau besonders anstrengend oder schwierig ist. Und vielleicht bist du erstaunt, wenn ganz andere Punkte auf den Tisch kommen, als du vermutet hast.
Fürsorge für beide Partner
Hilfreich ist auf jeden Fall, wenn du mit deiner Partnerin oder deinem Partner im Gespräch bleibst und ihr beide eure Sorgen und Wünsche mitteilen dürft. Sonst kann es leicht passieren, dass sich die Fronten verhärten und nur noch gegenseitige Vorwürfe übrigbleiben. Lass es am besten nicht so weit kommen.
Sprich unbedingt auch mit anderen, die in einer ähnlichen Situation sind. Viele Probleme sind nicht so einzigartig, wie wir meinen, sondern in bestimmten Situationen sogar recht typisch. Die Selbsthilfegruppe ist hier ein guter Anlaufpunkt.
Neben dem gemeinsamen Runden gibt es auch spezielle Angebote, wo sich Patienten und Partner getrennt treffen und sich einmal in aller Ruhe aussprechen können.
Sexualität
Junge Parkinson-Patienten berichten oft, dass sich die Krankheit auf ihre Sexualität auswirkt. Viele Betroffene schämen sich, ihre Probleme beim Arzt oder Therapeuten anzusprechen. Doch diese Scham ist unbegründet und sollte überwunden werden.
Sexuelle Unlust und Erektionsstörungen treten oft als Nebenwirkung einer medikamentösen Behandlung von Parkinson auf. Doch auch psychische Hemmungen und Depression können ein Auslöser für Sexualstörungen sein.
Offene Gespräche mit dem Partner schaffen Missverständnisse und Frustration aus dem Weg!
Das Gegenteil, die sogenannte Hypersexualität, kann als mögliche Nebenwirkung bei der Behandlung mit Dopaminagonisten auftreten. Parkinson-Patienten berichten hier von einem außergewöhnlich starken Interesse an sexuellen Aktivitäten, welches vor der Einnahme von Dopaminagonisten nicht vorhanden war. Die Hypersexualität kann eine Herausforderung für die Beziehung darstellen. Auch hier solltest Du offen mit deinem Partner über die Veränderung deiner Libido sprechen. Werden sexuelle Störungen zur Belastung, solltest Du dir ärztlichen Rat einholen. Eine Umstellung der Parkinson-Medikamente oder eine individuelle Therapie können die unerwünschten Nebenwirkungen mindern.
Mehr zum Thema Sexualität in unserem gesonderten Artikel dazu:

Eine chronische Erkrankung oder Behinderung stellt eine Belastungsprobe für jede Beziehung dar. Wenn du und dein Partner es gerade schwer haben, euer Leben mit der Krankheit neu einzurichten, dann ist das „zunächst einmal ganz normal.“
Viele Paare erleben genau das gleiche. Wichtig ist, dass du die frühen Signale ernst nimmst und nicht davon ausgehst, dass sich die Probleme von alleine erledigen. Sprich mit deinem Partner und mit Freunden, hol dir Hilfe in Selbsthilfegruppen oder auch bei professionellen Beratungsstellen.
Fazit
Literaturtipp
Buchtipp zum Thema
„Mein Partner ist krank – und wo bleibe ich?”
Susanne Krejsa
Goldegg Verlag 2007
148 Seiten zum Preis von 16,40 €
ISBN 3901880488
