Aktiv und selbstbestimmt leben mit Parkinson
Auf die eigene Kraft besinnen

Wer sein Leben aktiv und selbstbestimmt angehen will, hat oft Angst, dass im dafür die Kraft fehlt. Gerade nach einer Diagnose glauben viele, dass sie jetzt nicht mehr genug Energie haben, ihr Leben gut zu meistern, all die Dinge zu verwirklichen, von denen sie träumen. Aber das ist in aller Regel ein falscher Gedanke. Jeder Mensch verfügt über ein enormes Kraftpotential.
Wie groß es ist, zeigt sich immer dann, wenn wir uns für etwas wirklich begeistern. Ob es um eine neue Idee geht oder um den Job – wenn wir etwas aus tiefstem Herzen wollen, dann schaffen wir es auch, denn dann gelingt es uns, alle Reserven zu mobilisieren.
Und ein wunderbares Ziel, für das es sich lohnt sich zu begeistern, ist es allemal, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und es aktiv und nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Das Positive entdecken
Dass wir oft mutlos sind und uns manches nicht zutrauen, liegt sehr häufig daran, dass wir mit unseren Gedanken sehr nachlässig umgehen. Klingt komisch? Ist aber meist so. Fast alle Menschen lassen ihren Gedanken freien Lauf. Sie kontrollieren sie nicht, gebieten negativen Gedanken keinen Einhalt. Und so denken wir nur all zu oft, dass wir unfähig sind, dass wir zu schwach sind, unsere Ziele zu verwirklichen, dass wir es nicht wert sind geliebt oder gelobt zu werden. Diese negativen Gedanken sind echte Energiefresser.
Der Mechanismus ist schnell erklärt: Wir wollen irgendetwas tun! Doch statt aktiv zu werden, setzt sofort das Gedankenkarussell ein. Es funkt: „Geht nicht!“ „Kann ich nicht!“ „Eine Veränderung will ich nicht, die macht mir Angst!“ und vieles mehr. Da hilft nur eines: Sich quasi umprogrammieren! Das klappt zum Beispiel mit dem Positivtagebuch, einem Instrument aus der Verhaltenstherapie. Die Idee dahinter ist es, dass uns nicht nur die großen Dinge glücklich machen, sondern auch die vielen kleinen. Deshalb setzt man sich abends kurz hin und fokussiert sich völlig auf das, was der Tag Schönes gebracht hat.
Das kann der Mann in der Supermarktschlange sein, der einen vorlässt, weil man nur mit einer Tüte Mehl dasteht.
Das kann der Sonnenstrahl sein, der kurz durch die Wolken geblinkt hat. Oder es ist das Lächeln eines Menschen, der einem auf der Straße entgegenkam.
Wer sich täglich ein paar Minuten für dieses Ritual Zeit nimmt, geht bald viel positiver in seinen Tag und lässt sich in seinen Aktivitäten nicht mehr so leicht ausbremsen.
Im Hier und Jetzt leben

Die Angst, was morgen sein wird, beschäftigt sehr viele Menschen. Eine Erkrankung ist ein möglicher Grund dafür, aber bei Weitem nicht der einzige. Dabei bringt es – genau betrachtet – wenig, wenn man sich damit beschäftigt, was kommen wird. Das heißt nicht, dass man sich nicht zum Beispiel finanziell absichern soll für das Alter oder Ähnliches. Gemeint ist damit das ständige Kreisen um Überlegungen wie: „Wie wird es mir nächstes Jahr gehen?“ „Wird mein Partner bei mir bleiben?“ oder „Ist mein Job sicher?“ Zum einen weiß niemand, was wirklich kommt. Wir können uns auf eine unbekannte Zukunft nicht vorbereiten. Zum zweiten tut es uns nicht gut, wenn wir uns mit einer erdachten Zukunft befassen, denn dabei vergessen wir schlicht und einfach, den heutigen Tag aktiv zu leben und zu genießen.
Natürlich schleichen sich Zukunftssorgen immer mal wieder in jeden Kopf. Doch dann gibt es Tricks, mit denen man sich wieder sehr gut ins Hier und Jetzt zurückholen kann. Ideal sind kurze Achtsamkeitsübungen. Das heißt: Man tut etwas und richtet seine ganze Aufmerksamkeit nur darauf. Sehr bekannt ist zum Beispiel die Gehmeditation.
Man geht ganz einfach entweder zuhause (gerne barfuß) oder in der Natur einige Schritte. Dabei lenkt man seine ganze Aufmerksamkeit auf sein Tun: Man nimmt zum Beispiel ganz genau wahr, wie man seinen Fuß aufsetzt, wie man ihn abrollt, wie sich der Oberkörper dabei bewegt, was der Kopf macht, wie man atmet. Eine solche Übung braucht nur ein paar Minuten zu dauern.
Schluss mit Vermeidungsstrategien
Viele Menschen mit einer Erkrankung setzen jede Menge Energie dafür ein, dass bloß keiner was merkt davon. Einerseits ein verständlicher Gedanke. Man will schließlich nicht bemitleidet oder sogar einzig und allein auf die Krankheit reduziert werden. Und eine kurze Zeit mag dieses Verhalten auch sinnvoll sein für den Einzelnen.
Auf Dauer ist es aber besser, mit seiner Erkrankung ganz offen umzugehen. Man muss sich nicht mehr verstellen, nichts mehr vorspielen. Erst, wenn sie klar zu ihrer Erkrankung stehen, merken viele, wie kraftraubend es war, ständig Theater zu spielen. Das ständige „Verheimlichen“ seiner Einschränkungen führt bei vielen auch dazu, dass sie Situationen oder Tätigkeiten meiden, bei denen es anderen auffallen könnte, dass sie nicht ganz so fit sind wie früher.
Doch auch solche Vermeidungsstrategien sind eher schädlich als nützlich. Wenn man sich mehr und mehr einigelt, nimmt man sich so viele Erfahrungen, die ja auch schön und bereichernd sein könnten, selbst weg.

Eine Portion Selbstironie tut immer gut
Wer über sich selbst lachen kann, ist klar im Vorteil und kann selbstbestimmter durch seinen Alltag gehen.
Zum einen macht einen das sympathisch, wenn man sich selbst nicht so wichtig nimmt. Hinter Selbstironie steckt die Erkenntnis, dass man nicht der Nabel der Welt ist.
Wer über sich selbst lachen kann weiß, dass das Universum weiter besteht, auch wenn man einen Fehler gemacht hat oder eine Aufgabe nicht wie geplant lösen konnte.
Fast noch wichtiger: Selbstironie ist ein wunderbarer Schutz für die eigene Seele. Denn wer über sich selbst lacht, muss den Spott der anderen nicht fürchten.
Er hat die Situation ja schon selbst geklärt. Und wer sich und anderen seine Fehler und Schwächen mit einem Schmunzeln eingestehen kann, der geht einfach gelassener durchs Leben.
Sieht man die heitere Seite, die fast jede Sache hat, gewinnt man Distanz zu sich und dem Problem.
Und noch etwas: Humorvolle Menschen entspannen auch andere, man fühlt sich in ihrer Gegenwart wohler als in der von verbissenen Leuten.

Unterstützung holen in einer Selbsthilfegruppe

Nicht zuletzt ist es gerade für junge Parkinson-Kranke sehr empfehlenswert, sich in einer Selbsthilfegruppe Unterstützung zu holen. Hier kann man zum einen über seine Ängste reden, die die Erkrankung auslöst.
Auch Probleme bei der Bewältigung des Alltags finden hier ihren Platz. Ist der erste Schock über die Diagnose verdaut, bietet die Selbsthilfegruppe aber noch mehr.
Hier bekommt man auch Unterstützung beim Blick nach vorne. Andere haben oft wertvolle Tipps aus ihrem eigenen Leben weiterzugeben, wie man seinen Alltag aktiv und selbstbestimmt leben kann.
Und diese Tipps, die von Menschen stammen, die sich mit der Erkrankung nicht nur theoretisch auskennen, helfen oft am besten.